Von Christine Possler am 22. Juni 2020 in Handlung

Welche Zukunft ist möglich?

Das Zukunftsinstitut um Matthias Horx sieht die Krise als Wiege der Zukunft und zeichnet 4 Möglichkeitsräume. Sie unterscheiden sich dadurch, für wie gelingend ihre Mit-Wirkenden persönliche Beziehungen einschätzen, wie optimistisch oder pessimistisch wir uns also verhalten. Das bestimmt unseren Motivationsraum und zeigt schon im Ansatz: Optimistisch bedeutet aktive Gestaltung, Zuversicht und Vertrauen. Pessimistisch heißt Rückzug, Abschottung und Misstrauen.

Zum Zweiten differenzieren die Möglichkeiten nach räumlichen Vernetzungen: Agieren wir in Zukunft eher lokal in klar definierten Grenzen oder handeln wir weiterhin grenzübergreifend bis global? Das steckt den räumlichen Aktionsradius ab, den wir bespielen können und wollen.

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Szenario 1 und 2 entstehen aus der Pro-Gnose: In der totalen Isolation wird der Shutdown Normalzustand – aus Sicherheitsgründen. Es gibt keinen globalen Handel mehr. Jeder Staat schützt ausschließlich seine eigenen Bürger und jeder isoliert sich so gut er kann. Damit kommt das öffentliche Leben mehr oder weniger zum Erliegen. 

Im System-Crash ist der Krisenmodus der Normalzustand. Die Nationen in der globalisierten Welt misstrauen einander und wechseln permanent zwischen Abschottung und vertrauensbildenden Maßnahmen. Das macht nervös, weswegen jedes Land riesige Datenmengen sammelt und detailliert analysiert: Big Data is all around, Datenschutz ist abgeschafft, Überwachung auf der einen und Cybercrime auf der anderen Seite verschärfen den permanenten Spannungszustand und das Misstrauen.

Szenario 3 und 4 entstehen aus der Re-Gnose: Im Feld 3 haben wir uns rückblickend gegen die Globalisierung entschieden und uns ins Private zurückgezogen. Wir setzen auf lokale Strukturen, pflegen unsere Nachbarschaften in einer WIR-Kultur, sorgen für Nachhaltigkeit über regionale Produkte in Genossenschaften und autonomen Ökosystemen. Das alles betrachten wir für unseren lokalen „Einzugsbereich“. Reisen sind nicht mehr normal – sie brauchen viel Vorbereitung und Planung. 

Oder wir haben an der Globalisierung festgehalten, allerdings nicht mit einem „Weiter so!“. Wir haben uns angepasst, sind eine resilientere Gesellschaft geworden und wirtschaften anders: 

  • Mit mehr ortsnaher Produktion und Unabhängigkeit durch Zwischenlager und Reserven,
  • mit mehr digitaler Technik und angepasster Kommunikation,
  • mit mehr Home Office und Normalität im Jonglieren von Familie und Job,
  • mit mehr Vertrauen in unsere Flexibilität und Kraft, in unsere Mitmenschlichkeit und auch in unsere Regierung.

Allein die (hier sehr verkürzten) Beschreibungen zeigen, was mehr Zugkraft hat.      

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Die Schweizer Studie der GDI/ Jacobs Foundation bezieht sich in ihren Szenarien vor allem auf die beiden Dimensionen „Wie gut geht es uns materiell?“  – ausgedrückt in Wohlstand – und „Wie viele Einschränkungen müssen wir hinnehmen?“ – bezogen auf die vor der Corona-Pandemie bestehenden Freiheiten

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Auch hier gibt es eine eher optimistische und eine eher pessimistische Sicht auf die Entwicklung und ihre Auswirkungen. Pessimistisch: Im Kollaps und im Gig-Economy-Prekariat versagt unser Wirtschaftssystem, wirft jeden Einzelnen auf sich selbst zurück und erfordert die Organisation in kleinen, überschaubaren Gruppen. Optimistisch: Wir entwickeln bewusst einen Weg, der uns in Wohlstand leben lässt – entweder ohne Technologie mit erheblichen Einschränkungen bis zur Netto-Null in den CO2-Emissionen oder im Luxus über KI (künstliche Intelligenz), die Maschinen unsere Arbeit tun lässt und uns die Suche nach einem neuen Sinn und der Verteidigung unserer Autonomie überlässt. 

Schöne neue Welt? Wir können nicht voraussagen, was in wie kombierten Zukünften kommt, aber wir können uns entscheiden, was wir wollen! Denn Zukunft kommt nicht einfach über uns, wir können sie gestalten! 

Zukunft gestalten

Der Unsicherheit der nächsten Monate und Jahre begegnen Menschen mit einem unterschiedlichen Maß an Vertrauen in ihre eigene Selbstwirksamkeit. Die Schweizer Studie hat herausgefunden: Gestaltete Zukunftsszenarien brauchen gerade diese Kompetenz besonders stark. Dafür kommt es darauf an, was Menschen wissen, was sie wollen und wie sie damit wirken können. Erfolgreich sind sie dann, wenn ihnen selbst klar wird:

Das weiß ich, das will ich und so kann ich wirksam werden.

Es geht nicht darum, welchen Lernstoff sie absolviert haben, welche Ziele sie vorgegeben bekommen oder welche Skills ihnen beigebracht wurden.

  • Es geht um ihre eigene Bestandsaufnahme,
  • ihre eigene Überzeugung und
  • ihre eigenen Fähigkeiten.

Hier haben wir uns mit unserer Methode „Schwunggeber“ wiedergefunden und mit unserem Ansatz „mit Hirn, Herz und Hand“.  

Schwunggeber.png Aus unserer langjährigen Erfahrung macht dieser Weg für eine Aufgabe oder ein Thema über diese drei Anknüpfungspunkte selbstwirksam: 

(1)
Das kognitive Wissen bildet die Basis. Hier kann ich mich selbst fragen oder ich antworte auf die Frage meines Chefs, meiner Kollegin, meines Freundes oder auch meines Familienmitglieds:

  • „Was weißt Du darüber?“

Dieses Wissen kann umfangreich, detailliert, theoretisch oder hauptsächlich anwendungsbezogen und praktisch sein, daran knüpfe ich an und lerne. 

(2)
Meine Motivation lässt mich das Wissen einsetzen. Auch hier kann ich die nächsten Fragen wieder mir selbst oder einem anderen beantworten: 

  • „Was will ich erreichen, was ist mein Ziel? 
  • Wie sieht dieses Ziel aus, was reizt mich daran? 
  • Warum beschäftige ich mich überhaupt mit dem Thema? 
  • Warum ist die Aufgabe wichtig für mich? 
  • Was habe ich davon, wenn ich hier aktiv werde?“ 

Viele verschiedene Fragemöglichkeiten, die letztendlich alle auf mein Wollen hinauslaufen. Je wesentlicher das Thema für mich ist, desto mehr werde ich mit dem Herzen dabei sein.

(3)
Meine Möglichkeiten, mit denen ich wirksam werden kann, leiten sich aus den beiden ersten Antworten ab. Die Frage...

  • „Was tust Du dafür?“

...kann ich jetzt selbst beantworten, denn mir sind meine Kompetenzen bewusst und ich weiß, warum ich das will. Oder sie lautet vielleicht auch...

  • „Was brauchst Du dafür?“

Vielleicht benötige ich eine Anleitung oder noch etwas Übung oder eine andere Ausrüstung oder Zeit oder, oder, oder… In jedem Fall führt mir meine Antwort auf diese Frage vor Augen, DASS ich etwas tun kann und nicht ohnmächtig bin. 

Ich bin wirksam! 
Ich habe Einfluss, ich bin nicht ausgeliefert.

Diese Methode funktioniert für uns seit Langem im beruflichen Umfeld als kurzes Gespräch zwischen Kolleg*innen oder zwischen Führungskraft und Mitarbeiter*in. Aktuell nutzen wir den Dreisprung von "Wissen, Wollen, Wirken" im Coaching von Mitarbeiter*innen in ihrem Alltag, in dem sie Corona-bedingte Umbrüche bewältigen wollen.

So fangen wir Unsicherheiten auf,
wirken Angst entgegen und
schaffen eine zuversichtliche Stimmung.
Im Grunde sorgen wir als eine Art "Feel-Good-Coaches" unter anderem dafür,
dass Mitarbeiter*innen Corona-Maßnahmen ihres Betriebes nicht gleich wieder unterlaufen
- auch wenn wir den Begriff "Feel-Good" in diesem Zusammenhang nicht mögen.

Feel-Good klingt nach "Nice-to-Have" und ist nach unseren aktuellen Erfahrungen doch eher ein "Must-Have". Mit Blick auf den Ansatz des Zukunftsinstituts bewirken wir Optimismus, indem Mitarbeiter*innen sich gelingend in veränderte Strukturen und Abläufe eingliedern. Das lässt auch Beziehungen wieder gelingen.

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Der Schwunggeber funktioniert in seinem Dreisprung Wissen-Wollen-Wirken auch in nicht beruflichen Zusammenhängen oder wie gerade skizziert in einer Selbstanalyse – individuell auf den Einzelnen bezogen genauso wie auf eine Abteilung oder ein Unternehmen. 

Wie immer sich die Pandemie und mit ihr unser Zusammenleben auch entwickeln mag, wir werden eine Zukunft haben und es liegt an uns, wie wir sie gestalten – optimistisch mit der inneren Überzeugung und Erfahrung von Selbstwirksamkeit heraus statt pessimistisch aus der Opferperspektive!

Das macht doch MUT - oder?

*) 
Gottlieb Duttweiler Institute/ Jacobs Foundation: Future Skills.
4 Szenarien für morgen und was wir dafür können müssen. Zürich 2020.
https://www.gdi.ch/de/publikationen/studien-buecher/future-skills

**)
Zukunftsinstitut White Paper. 4 Zukunftsszenarien. Wien 2020 
https://www.zukunftsinstitut.de/fileadmin/user_upload/Whitepaper-Der-Corona-Effekt-Zukunftsinstitut.pdf
https://www.zukunftsinstitut.de/artikel/mit-den-megatrends-in-die-post-corona-zeit/
Matthias Horx: Die Zukunft nach Corona. Wie eine Krise die Gesellschaft, unser Denken und unser Handeln verändert. Berlin 2020: 
Zitate: Prognose: S.26. Re-Gnose S. 69

Schaubilder: MUTmanagement GmbH
Fotos:
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Über die Autorin

Christine Possler
Geschäftsführende Gesellschafterin

Christine Possler ist Diplom-Oecotrophologin, Solution Focused Coach, zertifizierter reteaming®-Coach und als
Beraterin, Trainerin & Coach mit diesen Schwerpunkten aktiv:
* Führungskräfteentwicklung
* Teamwirksamkeit
* Kundenorientierung und Kundenkommunikation…
und damit Kulturentwicklung im Unternehmen

Sie sagt über sich selbst:

Motiviert bin ich, wenn...
ich entdecke, wie Menschen zunehmend an sich glauben und mit Freude zu ihrer persönlichen Bestform gelangen!

cp@MUTmanagement.de